Mmmm, diese leere Seite stört mich... hm. Dann mach ich also wieder den Anfang, wenn sonst keiner will.
Und da mir nach wie vor keine Kritik einfällt, mache ich jetzt mal einen klassischen "Wieder da"-Beitrag draus. Auch, weil ich gerne in größerer Runde erzählen würde, was mir so gefallen hat an dieser Art von Con. Ich bemühe mich um Knappheit, aber nun ja...
TL;DR: geile Con, mehr davon.
Ich hatte an diesem Wochenende enorm viel Immersion und ganz
intensives Spiel. Das hat z.B. die Orga gemerkt, aber auch meine Mitspieler, die mich jeweils in unterschiedlichen Stadien von Verwundung erlebt und - unendlichen Dank - sich auf geradezu liebevolle Weise gekümmert haben. Dass es dazu kommen könnte, war mir vorher bewusst gewesen, und ich habe es genossen, während des Spiels zu wissen, dass ich im Zweifel damit nicht alleine zurecht kommen muss. Das hat mir viel Angst genommen und mich freier spielen lassen. Die Anwesenheit von hilfsbereiten Leuten, die auch den OT-Zustand der Mitspieler stets im Blick hatten, war, mehr als alles andere, Gold wert.
Es hat mir aber auch geholfen, vorher gewarnt zu werden, dass der Körper im Gegensatz zum Intellekt nicht in der Lage ist, Ereignisse als gespielt zu abstrahieren. So habe ich besser auf mich und andere achten können.
Eine Maxime der Con* war ja, den anderen schönes Spiel zu bieten. Dazu sollten die Charaktere natürlich möglichst riskante oder gar dumme Entscheidungen treffen, um mehr Aufhänger für dramatische Szenen zu liefern. Das fiel mir auch schwer, aber nach einem kleinen Anstoß von der SL habe ich mich dann ein wenig
aus der Deckung getraut
Ich habe auf dieser Con zwei Sachen gemacht, die ich mich sonst nie getraut habe: a) offenen Streit und b) Romantikspiel. Beides wurde erleichtert durch einige Techniken, die wir im
Workshop zum Glück durchdiskutieren und üben konnten. Auch die Charaktervorstellungsrunde hat mich erstaunlich gut auf den Spielbeginn vorbereitet - auch wenn ich rückblickend wohl eher wenig auf die jeweiligen Charaktereigenschaften eingegangen bin, das mach ich beim nächsten Mal vielleicht mehr. **
1. "Ich könnte mir vorstellen"
Unerlässlich. Die Streitszene mit Jörg hat mich doch sehr mitgenommen, und das kleine Detail, wer wem zu welcher Minute an die Gurgel geht, bzw. halt an einer Stelle nahtlos ein "Nein" in die Szene einzubinden, hat mich in dem Moment viel meiner Würde retten lassen. Ebenso im Romantikspiel mit jemandem, den man kaum kennt - better safe than sorry.
2. Fluent time
Es hat mehr Vorteile, als man denken würde, sich nur in unbestimmten Zeitangaben auszudrücken. Man kann u.A. mehrere Wochen in zwei Tagen bespielen. Man kann aber auch die Zeit, die zwischen "eben gerade" und "neulich" vergangen sein soll, rückblickend mit Aktionen füllen, die für den eigenen Charakter sinnvoll wären. Es wäre z.B. arg unrealistisch, dass eine feine Dame an einem Nachmittag das Kämpfen lernt. Aber im Verlauf der letzten zwei Wochen hat sie ja durchaus Fortschritte gemacht... und kann jetzt schon ganz alleine Gemüse schneiden...
3. "Wirklich wirklich"
Olliviaa hätte
intime Laminia Schnitzer niemals klar machen können, dass sie jetzt doch bitte langsam aufhören könnte, auf ihrer Unfähigkeit herumzuhacken - im Gegenteil, das wäre voll nach hinten losgegangen und hätte Jennifer hilflos und mit ganz viel Wut im Bauch zurück gelassen. Da sie aber "wirklich wirklich" fand, dass es damit jetzt mal gut sei, ist der Kelch an uns beiden vorbeigegangen. Ärger und Frust vermieden.
4. OK?
Die OK-Geste vom Tauchen, unauffällig vor dem Körper gefragt, lässt das Gegenüber mit dem Daumen wortfrei Antwort geben, ob es im aktuell OT gut geht oder eher nicht. Sehr sinnfällig.
"Weißt du noch?" hätte ich gerne öfter verwendet - vielleicht nächstes Mal.
--
Im Vergleich zu anderen Archipel-Cons gab es hier für mich relativ viele OT-Blasen, in denen ich allein oder mit anderen das laufende Spiel reflektieren konnte. Dadurch konnte ich mich mehr auf meine Mitspieler einlassen, und bin dadurch mutiger und bestimmter ins Spiel zurück gegangen. Die OT-Momente haben meiner Immersion also
geholfen. Das gern genutzte
OT-Zimmer, das zum Entspannen und Runterkommen da war, war dabei eine famose Einrichtung. Am Anfang war ich skeptisch, weil es ja ein Durchgangszimmer war, aber ich hatte den Eindruck, dass es als Ruheraum von allen Spieler*ixen respektiert wurde.
Abschließend danke ich Ina und Tom für die Mühe, die sie in all die Charaktere und ihre Beziehungen gesteckt haben - und auch in die Vorbereitung des Workshops. Es war wichtig, alle Spieler auf die gleiche Ausgangsposition zu bringen, so dass sich eine gute
Vertrauensbasis bilden konnte. Es haben sich so viele ergreifende, komische, gruselige und traurige Szenen in Timbedien ergeben! Ich war ganz oft sackfertig, aber ich würde so eine Art Con jederzeit wieder mitmachen.
(Letzteres, weil ich diesbezüglich schon gefragt wurde.)
----
*Mein untrügliches und vortreffliches Grammatikgespür sagt mir, dass es wegen die Convention eigentlich auch die Con heißen müsste. Darum schreibe ich jetzt mal einen Beitrag lang "die Con".
**Grandios war es übrigens, Guiseppe und Candor beim "paranoiden" Abendessen zu beobachten! Ich musste mich stark beherrschen, damit man nicht sieht, wie ich grinse.