Nun sorge ich für Verwirrung, weil direkt unter Katjas Post der Beitrag von einer weiteren Katja erfolgt
(Laminia)
Ich fand den Con wunderbar. Insbesondere überraschend auf mich selbst bezogen.
Nach 18 Jahren LARP fühlte ich mich sozusagen "volljährig" in diesem Hobby und hatte nicht erwartet, dass aus mir selbst noch so viel mehr rauszuholen sei oder ich mich aufgrund fehlender Gesten offenbar auf vorherigen Cons zu wenig getraut habe. Mir haben die eingeführten Mini-Regeln (Sätze und Handzeichen) sehr geholfen. Im Detail:
1. "Ich könnte mir vorstellen"
Mir selbst ging es hier wie Thorsten: ich empfand es (nur) störend, wenn ein Infight bevorstand. Ich kam für mich selbst zu der Ansicht, dass ich es vielleicht zu oft verwendet habe. D.h. wenn ich jemand eine Ohrfeige oder z.B. einen Faustschlag geben will, bei dem ich ja OT nichtmal vorhabe, denjenigen zu berühren und der Betroffene diese Reaktion von mir sogar eindeutig provoziert hat, dann hielt ich es im Nachhinein für überflüssig und störend. Wenn ich aber jemand wirklich berühren will (ihn anspringen, mich mit ihm zu Boden werfen, uä), dann muss das - so wie schon immer - vorher OT abgeklärt sein. Ich habe hier sonst immer eine klare (geflüsterte) passende OT Frage gestellt und werde das auch beibehalten. Für psychisch belastende Szenen jedoch fand ich den Satz sehr passend.
Fazit hierzu also: für mich teilweise anwendbar, und teilweise überflüssig.
2. Fluent time
Hätte mir jemand vorher gesagt, dass ich die Zeit WIRKLICH anders empfinden werde, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt. Aber genau das ist mir passiert. Als ich heimkehrte, fühlte ich mich, als ob ich 4 Wochen auf Con war - denn ich hatte ja schließlich 4 Wochen erlebt. Es ging sogar soweit, dass ich innerhalb dieser "4 Wochen" vergessen hatte, dass ich nach dem Con Urlaub haben werde!
Das war einfach genial und ich möchte das gern wieder erleben dürfen.
Und ich schließe mich hier den Vorrednern an, die sich darauf bezogen, dass man gewisse Szenen so besser ausspielen kann, also z.B. den Gefangenen eben nicht stundenlang gefangen halten muss usw.
3. "Wirklich wirklich"
Jennifer schrieb vollkommen zurecht das Beispiel: Olliviaa hätte intime Laminia Schnitzer niemals klar machen können, dass sie jetzt doch bitte langsam aufhören könnte, auf ihrer Unfähigkeit herumzuhacken - im Gegenteil, das wäre voll nach hinten losgegangen …
Durch dieses kurze einschieben von "Wirklich wirklich" konnte man mir Dinge klarmachen, ohne mich dabei ins OT zu reißen. Auch anders rum konnte ich mit diesen 2 Worten kurz und knapp klarmachen, wenn ich etwas mitteilen wollte. Z.B. dass ich "Wirklich wirklich" Kopfschmerzen habe.
Fazit hierzu also: für mich ein geniales Instrument und ich würde mir wirklich wirklich wünschen, dass dies Einzug auf künftigen Cons halten könnte.
4. OK? (Die OK-Geste vom Tauchen, unauffällig vor dem Körper gefragt)
Ich habe es sehr oft verwendet und es gab mir die Sicherheit, mich weiter ins Arschloch-Dasein zu trauen. Viel weiter, als ich es mich bisher getraut habe. Beispiel: mein IT-Hass auf den Eldengarder Marcus, der sich eben innerhalb der 4 Wochen nicht ein einziges Mal legte, nur weil Zeit vergangen war. Marcus wirkte auf mich wirklich bedenklich bedrückt, aber durch seinen Daumen-hoch auf meine Handzeichenfrage, habe ich es eben immer weiter ausgespielt. Ohne dieses Handzeichen hätte er nur einen Bruchteil meines Hasses auf ihn erlebt - ich hätte mich nicht weiter getraut. Nur ein einziges Mal zeigte mir ein Mitspieler auf das OK-Zeichen einen Daumen runter. Das verblüffende war, dass er mir Sekunden vorher noch den Daumen hoch gezeigt hatte. Wir sind dann sofort in den OT-Raum gegangen und haben besprochen, was genau sich in den Sekunden verändert hatte: es war ein Satz von mir, der ihm OT zu nahe ging. Das hatte ich nicht ahnen können und so besprachen wir in Ruhe im OT-Raum, wie wir nun IT-sinnvoll, aber OT-nicht weiter verletztend aus dieser Szene wieder rauskommen. So, dass es uns allen gut dabei geht.
Fazit hierzu: für mich ein geniales Instrument und ich würde mir auch hier wünschen, dass dies Einzug auf künftigen Cons halten könnte.
5. "Weißt du noch?" & Bullshitting mit OT nicht vorhandenem Wissen, welches IT aber vorhanden war
Nicht wirklich neu, beides nicht. Aber durch die explizite Nennung der beiden Spiel-Möglichkeiten im Workshop vorab wurde es allen in Erinnerung gerufen oder den Neuen erklärt und
das fand ich gut so.
6. OT-Raum
Oben hatte ich ein Beispiel genannt für die Nutzungsmöglichkeit. Es gab viele weitere sinnvolle Anwendungsgründe. Ich war vorher nicht angetan von der Idee und hatte nicht vor den Raum zu nutzen - ich revidiere meine Meinung hierzu und fand ihn fantastisch.
Würde ich mir immer wünschen - auch gern wieder mit Cola und Schokolade.
7. Die Aufstellungen der Charaktere vorab im Workshop
sehr sinnvoll, sehr praktisch und
gerne wieder
8. Das Vorstellen von schwer ausspielbaren Eigenschaften vorab im Workshop
eine tolle Sache. Beispiele:
- ich bin Ausredenkönig - man kauft mir Ausreden grundsätzlich ab, ohne dass es jemand hinterfragt (an dieser Stelle mein Sorry an Sigmund - ich glaube, ich habe das im Eifer des Gefechtes manchmal vergessen und das tut mir sehr leid)
- ich bin unsagbar, unfassbar schön
- ich bin eine unglaublich tolle Kämpferin
uvm
Fazit: es rundete unsere Charaktere extrem ab,
gern wieder
9. das Debriefing mit konkreten Fragen und Redezeiten für jeden einzelnen Teilnehmer
Fazit hierzu: fand ich kostbar und sehr schön und ich würde mir auch hier wünschen, dass dies Einzug auf künftigen Cons halten könnte.
10. ich habe bestimmt ganz viel vergessen zu erwähnen, aber es bleibt dabei:
ich empfand das Con toll, aufregend und teilweise wie Neuland für mich - so ähnlich wie die Pralinenschachtel von Forrest Gump - man weiß nie, was so in einer Praline drinsteckt - und wir waren ne Menge Pralinen vor Ort. Danke an Ina, Tom und all meine Mitspieler.
Ich grüße euch ganz lieb, Katja aus Berlin bzw Laminia aus Paxas Hallen